Wege in die IT #3: Meike Nedwidek

von Adrian Döring⠀|⠀
veröffentlicht am 11.12.2023

Noch nie war es so einfach, auch aus ungewöhnlicheren Biographien und mit einem fachfremden Studium quer in die IT einzusteigen. Im Kontext der Veranstaltung „IT’s HerStory: Wege in die IT“ des IT-Verbandes Mainfranken haben wir unsere Mitarbeiterinnen gefragt, wie sie die IT-Branche aus weiblicher Sicht erleben.

Nach Claudia Walter und Laura Köpl haben wir unsere Kollegin Meike Nedwidek gefragt. Meike ist schon seit ihrem Studium bei K&K Software und ist heute im Entwicklerteam von ERPNext. 

Meike Nedwidek, Softwareentwicklerin im ERP-Team K&K Software, lächelndes Porträtfoto
Meike Nedwidek: Softwareentwicklerin im ERP-Team bei K&K Software (Quelle: K&K Software AG)

Grüß dich! Wie bist du zu K&K Software gekommen?

Ich bin seit 2019 bei der K&K Software AG. Angefangen habe ich im Kontext einer Werkstudentin für meinen Bachelor in Informatik. Ich habe bei K&K mein Praxissemester gemacht und dabei auch angefangen, mit ERPNext zu arbeiten, zunächst im Kontext einer Evaluation. Nach dem Semester dachte ich: “Das ist eine coole Firma!” Also blieb ich als Minijobberin während des Studiums, beendete meine Bachelorarbeit und arbeite seitdem dort im ERPNext-Team. Zusätzlich mache ich gerade meinen Master.

Was für Projekte hast du im Studium umgesetzt?

Einmal entwickelten wir zum Beispiel als Projektarbeit in einer Gruppe eine kleine Webapp, in der sich Leute und Unternehmen aus einem kleinen Dorf lokal vernetzen können. Dabei habe ich mich vor allem um das Design und die Programmierung der App gekümmert.

Hilft dir deine Arbeit bei K&K beim Studium?

Klar, auf jeden Fall. Ich würde sogar sagen, dass ich die meisten Sachen gar nicht im Studium, sondern direkt hier in der Firma gelernt habe. Alleine solche wichtigen Aspekte wie Softskills jenseits des Programmierens, Scrum, und so weiter, werden im Studium nur theoretisch behandelt. Das merke ich umgekehrt auch im Studium: In diesem Semester haben zum Beispiel wir einen Kurs über „moderne Programmiersprachen“, und vieles von dem, was wir bisher dort gemacht haben, kenne ich jetzt schon von der Arbeit.

Warum hast du dich für Informatik entschieden?

Ich war schon immer technikbegeistert. Mein Vater hat früher schon viel mit PCs gemacht, er hat damals zum Beispiel für seine Freunde die ganzen PCs zusammengebaut. Ich habe schon, als andere mit Puppen gespielt haben, Spiele am Computer oder am Gameboy gezockt. Daher war die Informatik für mich schon immer interessant.

Gegen Ende der Schulzeit habe ich mir erstmal überlegt, was ich tun soll. Ich habe mir dann erstmal vorgenommen, Lehrerin zu werden, habe aber ein Fachabi gemacht. Weil ich keine Ausbildung machen wollte, war auf jeden Fall ein Studium fällig. Natürlich stellte sich dann die Frage nach dem Fach. 

Zunächst wollte ich E-Commerce studieren. Davon haben mir aber mehrere aus meinem Umfeld abgeraten, vor allem wegen dem Verdienst und den Karriereaussichten. Wobei E-Commerce auch ein gutes Studium ist. Damals war es aber leichter, mich mit sowas zu beeindrucken. Auf jeden Fall wollte ich schon was in Richtung Computern machen und dachte mir dann schlussendlich: „Okay, dann machst du halt Informatik!“

Hattest du schon Vorkenntnisse bezüglich Informatik? Konntest du zum Beispiel schon ein bisschen coden?

Nein, wir haben auch nichts in der Richtung in der Schule gelernt; andere machen das offenbar, ich habe schon von Kollegen gehört, dass sie in Informatik wenigstens mal ein “Hello World” geschrieben haben. Ich konnte nicht einmal das. Ich wusste nichts. Ich habe einfach angefangen und mir die Sachen dann im Studium angeeignet.

Das war in Ordnung für dich?

Ich habe schnell gemerkt, dass mir das eine Menge Spaß macht. Ich hatte dann auch Lerngruppen im Studium und hatte dann auch schnell im Gefühl, dass Informatik das Richtige für mich ist. Ich habe mir kurz überlegt, etwas in Richtung Hardware zu machen. Wir hatten dann auch ein Projekt mit Microcontrollern, aber das lag mir weniger. 

Das Studium gab dir dann auch die Möglichkeit, dich stattdessen für das Programmieren zu entscheiden?

Genau, das ging dann recht flexibel.

Entgegen anderslautender Gerüchte habe ich öfters von Studentinnen gehört, dass es in der Informatik immer noch sehr wenige Frauen gibt. Stimmt das?

Ich lese auch immer wieder, dass der Frauenanteil immer mehr steigt, aber dann erinnere ich mich daran, wie es bei mir war: Nein, in der Informatik gibt’s wenige Frauen, oder zumindest kam mir das so vor. Unter den circa 100 Leuten, mit denen ich das Studium startete, waren drei Frauen. Nur eine einzige andere Kommilitonin und ich haben das Studium abgeschlossen. Wobei von den 100 Leuten auch nur um die 20 das Studium fertig gemacht haben, so wie ich das mitbekommen habe.

Über welche Hürden stolpern die Leute da?

Zum einen gibt es die Mathematik, durch die viele Studierende durchfallen. Viele gehen auch am Ende des ersten Semesters. Die haben die Informatik einfach mal ausprobiert und dann gemerkt, dass das am Ende doch nichts für sie ist. Oder sie wechseln zur Wirtschaftsinformatik, die ein bisschen weniger programmierlastig ist. Später im Studium gibt es dann natürlich auch Leute, die Drittversuche nicht schaffen, eben bei der Mathematik oder der theoretischen Informatik.

Wie unterscheidet sich die Universität von der professionellen IT-Welt, gerade aus einer weiblichen Perspektive?

Der eher niedrige Frauenanteil ist im Grunde gleich geblieben. Bei uns im ERPNext-Team gibt es zwar Laura und Ulrike, aber ich bin die einzige Programmiererin im Team. Aber ich finde, es hat sich was anderes geändert. Im Studium wurde ich oft daran erinnert, dass ich eine Frau sei und gefragt, warum ich das überhaupt mache. Ich begegnete auch direkter Frauenfeindlichkeit. Einmal wurde mir zum Beispiel gesagt: „Schreibe die Doku und überlasse das Programmieren den Männern.“

Das war im Studium nicht so toll, aber das hat sich in der Arbeit gewandelt. Es ist egal, ob ich eine Frau bin, ich werde einfach als Teammitglied gesehen und die Leute wissen genau: Ich kann meine Arbeit so gut wie jede/r andere.

Gerade, wenn wir beim Thema „als Frau gesehen werden“ sind: Wie fühlt es sich überhaupt an, so ein Interview zu machen?

(lacht) Schwierig zu sagen. Einerseits ist es traurig, dass man das machen muss. Andererseits auch gut, weil es dann hoffentlich auch Frauen zu einem Studium ermutigt. Weil viele Mädchen auch denken: “So viele Kerle, schaffe ich das?” 

Denn – und das klingt jetzt vielleicht etwas komisch – ich glaube, Frauen zweifeln einfach mehr an sich selbst. Während Männer Dinge durchziehen, ohne nachzudenken, überlegen sich Frauen Dinge dann oft zweimal, und vielleicht geben solche Interviews da mal einen kleinen Push.

Was würdest du solchen unsicheren Frauen sagen?

Ich würde einfach sagen, probiert euch aus, wenn ihr Bock auf Informatik habt. Wenn ihr Spaß habt, dann ist doch alles gut, und wenn nicht, dann könnt ihr immer noch etwas anderes finden. Denkt nicht so viel über so Sachen wie den Männeranteil nach.

Wie sieht es mit Quereinsteigerinnen aus? Gerade bei Leuten, die das nicht direkt gelernt haben, aber sich ein bisschen mit Computern auskennen?

Sowohl die Ausbildung als auch der Quereinstieg sind auf jeden Fall möglich. Aber bevor ihr ein Studium beginnt – gerade wenn ihr schon einen Job habt – macht es Sinn, mal mit Tutorials und Online Übungen zu prüfen, ob das etwas für einen ist. Schauen, ob man vorankommt. Wenn das was für einen ist, dann kann man durchaus einen Wechsel in Betracht ziehen.

Vielen Dank für die Antworten!

Gerne.

Ein Beitrag von: Adrian Döring

Adrian Döring ist bei K&K Software für die Pflege der Blogs und für besondere Text- und Medienaufgaben zuständig. Er hat Germanistik und Anglistik studiert, einen Master in Literatur und Medien gemacht und lehrt und promoviert aktuell an der Universität Würzburg zu Subkulturen und neuen Medien. Mit K&K verbindet ihn eine Leidenschaft für IT, Open Source und kreative Aufgaben.

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